Hätte mir jemand noch vor einem Jahr erzählt, dass Kurzsessions von 2-3 Stunden, oder wie ich liebevoll zu sagen pflege „Minisessions“, etwas Schönes sind, hätte ich ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt. Bis jetzt war ich immer ein Verfechter von Ansitzzeiten die mindestens über Nacht dauern sollten.
Aus der Not geboren
Nun ist es eben so, dass ich im Moment beruflich leider nicht mehr unbedingt die Zeit dazu habe über das ganze Wochenende zu Angeln, da ich samstags fast ausnahmslos in der Uni eingespannt bin. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich etwas umzuorientieren, wenn ich dennoch Zeit am Wasser verbringen wollte.
Beißzeiten eingrenzen
Um dies zu verwirklichen, hieß es erst einmal die Beißzeiten einzugrenzen und Gewässer gezielt nach der höchsten Wahrscheinlichkeit der Fressaktivität der Fische zu beangeln. Von etlichen vorherigen Sessions kannte ich die überwiegenden Beißzeiten meiner Hausgewässer und dachte mir, warum soll ich denn diese Zeitfenster nicht nutzen um für 2-3 Stunden meine Ruten ins Wasser zu halten und etwas zu entspannen? Es kristallisierte sich ein kleines Gewässer sofort heraus, an dem ich bis jetzt überwiegend zwischen 11:00 und 14:00 Uhr Bisse, und somit auch Fänge verbuchen konnte. Mein erstes Ziel hatte ich also fest im Blick und das Abenteuer Minisession konnte beginnen. So voll wie hier sollte mein Kofferraum in nächster Zeit definitiv nicht mehr sein.
Nur das Nötigste
Mit dem nötigsten Gepäck machte ich mich also auf den Weg. Gerade so viel, wie ich bei einem Mal Laufen tragen konnte. Auf meiner Packliste standen Zwei Temptation TEN´s, ein Kescher, die Abhakmatte, 2 Futtereimer mit Futter und etwas Tackle und ein leichter Campingstuhl. Bei dem ersten Versuch, wählte ich den für mich am vielversprechendsten Spot, brachte meine Ruten aus und beobachtete das Gewässer.
Ein scharfes Auge ist ein Muss
Ganz ohne Vorbereitung und ohne vorheriges Beobachten des Gewässers kann dies wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen sein. Genau deswegen nutzte ich die Zeit um das Gewässer zu beobachten. Ich suchte nach Fischaktivität und betrachtete das Wasser akribisch um eventuelle neue Spots ausfindig zu machen. Es dauerte nicht lange und die Fische waren an meinem Spot. „Alles richtig gemacht“ – dachte ich mir, doch wollte irgendwie keiner der Fische meinen Hakenköder aufnehmen, geschweige denn überhaupt fressen. Das hieß für mich lernen und im nächsten Zeitfenster die Taktik anpassen. Die erste Entscheidung fiel auf kleinere Haken und kleinere, auffälligere Köder. Für mich stand der Fang eines Fisches im Vordergrund, nicht das selektive Fischen auf Großkarpfen. Ein einzelner IB Carptrack Half´n Half Mega.Krill in 16mm sollte beim nächsten Mal den Erfolg bringen, wie bei diesem kleinen Schuppman schon einige Wochen zuvor.
Nächstes Zeitfenster – neues Glück
Nach der ersten Pleite dachte ich mir, dass obwohl es warm ist, die Fische etwas tiefer fressen. Gesagt – getan und zur nächsten Session bot ich eine Rute dann auf ca. 4 Metern Tiefe an. Nach kurzer Zeit dann der ersehnte Biss auf den auffälligen 16mm Boilie! Um den Fisch von dem Totholz fernzuhalten musste ich fast mit geschlossener Bremse dagegenhalten, denn lieber einen Fisch durch Ausschlitzen verlieren, als den Fisch samt Montage. Während dem Versuch, die zweite Flucht ins Totholz zu stoppen, spürte ich plötzlich keinen Widerstand mehr. Ausgestiegen, dachte ich mir. Was ja auch nicht weiter tragisch ist, wenn man so dagegenhalten muss. Doch nach dem Einholen der Montage konnte ich den Grund kaum glauben. Ein gebrochener Haken. Da kauft man sich einmal Haken, mit denen man noch keine Erfahrung gesammelt hat und dann bricht der Haken beim ersten Fischkontakt. Das ist wohl der Preis, wenn man auf die Schnelle kleinere Haken probieren will und etwas kauft was man nicht kennt.
I´ll be back!
Ich fühlte mich, als hätte ich hier noch eine Rechnung offen. Also ging es zum nächstmöglichen Zeitpunkt wieder raus. Selbe Stelle, selbe Taktik, nur diesmal mit meinen Carp´R´Us Continental Snag Hook im Gepäck. Dieser Haken sollte auf keinen Fall brechen bei dem Druck. Wer sich für die Tragkraft der Carp´R´Us Haken und die der gängigsten anderen Firmen interessiert, hier geht´s zu unserem Experiment The Battle Of Hooks.
Once in a Lifetime
Es war Freitag, ich war mit meinen morgendlichen Erledigungen fertig und das nächste Zeitfenster öffnete sich. Das hieß für mich, nichts wie ab zum See und die Ruten ausbringen. Meine Montagen lagen bereits ca. 2 Stunden und wir hatten gerade eine Diskussion in einer WhatsApp-Gruppe beendet, in der es sich darum drehte, ob man vernünftige Videos auch mit einem Smartphone aufnehmen könne. Daraufhin nahm ich mein Handystativ, positionierte es so, dass man den ganzen Spot sehen konnte, um herauszufinden, ob man mich versteht und wie wohl die Bildqualität sei, wenn ich durchs Bild laufe und etwas rede. Ich startete die Aufnahme und im selben Moment – FULLRUN! Das Video dazu könnt ihr Euch hier auf meiner Facebookseite ansehen. Hier könnt ihr es in der Bilderserie zumindest erahnen.
Dieser schöne Spiegelkarpfen konnte dem 16mm großen Half´n Half Mega.Krill, verfeinert mit dem IB Carptrack Amino Dip und dem IB Carptrack Amino Gel Mega.Krill nicht widerstehen.
Eine neue Herausforderung war schnell gefunden
Ich hatte also meinen Fisch an diesem Spot und die Rechnung war beglichen. So machte ich mich auf an das nächste Gewässer. Dieses Mal ging es an ein Gewässer, an dem ich bisher nur nachts Fische fangen konnte. Ich hörte allerdings, dass in letzter Zeit regelmäßig über Tag gefangen wurde. Die Unterhaltungen mit anderen Anglern sind eine große Hilfe was die Eingrenzung von Beißzeiten angeht. Und so suchte ich wieder einen optisch vielversprechenden Spot auf. 2 Stunden hatte ich zur Verfügung, welche ich zwar mit den Ruten im Wasser aber fast ausschließlich mit beobachten verbrachte. Die Fische waren auch hier am Spot, schwammen sogar direkt den Hakenköder an, jedoch auch hier im Flachen, keine Chance auf einen Biss.
Lediglich „Herr Schwan“ bediente sich und ließ es sich schmecken.
Am darauffolgenden Wochenende ging es mit meiner Liebsten eine Nacht an dieses Gewässer. Ich suchte mir den falschen Teil des Sees aus und fing in der Nacht 3 Große Brassen. Darüber freute ich mich trotzdem, auch wenn es nicht der Zielfisch war. Zudem konnten wir eine neue Bekanntschaft schließen, was diese Session zu einem vollen Erfolg machte. Nicht immer muss es der Fang eines Karpfens sein, der den Ansitz zu etwas Schönem macht.
Beobachten und umsetzen
Bei der letzten Session konnten Fänge in einem anderen Teil des Sees verbucht werden, also entschloss ich mich die nächste Minisession dort zu fischen. Diesmal hatte ich am Vorabend sogar die Zeit zum Füttern. Ich fütterte 2 Hände IB Carptrack Mega.Krill Boilies pro Spot und freute mich auf die 3 Stunden, die mir am nächsten Tag zur Verfügung standen.
Am nächsten Morgen lagen wie geplant die Ruten im Wasser. Auf ca. 4 und 6 Metern Tiefe – denn ich vermutete, dass sie auch hier trotz der Wärme in tieferen Regionen fressen würden. Lediglich ein paar Minuten später gab es den ersehnten Biss. Unglaublich – der Plan ging auf und ein über 1 Meter langer und wunderschöner Schuppmann gab mir die Ehre. 20kg+ geballte Power forderten mich, aber die Temptation TEN ließ mich mit ihrem starken Rückgrat nicht im Stich!
Fazit
Es müssen nicht immer lange Ansitze über mehrere Tage sein. Durch genaues Beobachten und Gespräche mit anderen Anglern lassen sich Beißzeiten und Aufenthaltsräume der Karpfen sehr gut eingrenzen. So kommt man auch mit sehr knapp bemessenen Zeiträumen an den heiß ersehnten Fisch. Es braucht auch etwas Selbstüberwindung, für solch kurze Zeiten die Ruten auszubringen, aber es lohnt sich!
Vielleicht nutzt ihr ja mal so ein vermeintlich kleines Zeitfenster und plötzlich ist der Big One am Haken – ich würde es Euch wünschen. In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Erfolg und verabschiede mich mit meinem letzten Minisession-Erfolg. Eine kleine schuppige Kugel, gefangen auf IB Carptrack Crawfish Half´n Half.
Euer Dennis Pries
Team Imperial-Fishing Germany
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